Der richtige Dämmstoff
Man muss die unterschiedlichen Produkte und Dämmverfahren sehr genau kennen, um für die Anforderungen vor Ort den richtigen Dämmstoff auswählen zu können.
Das IpeG-Institut pflegt eine Sammlung von über 230 verschiedenen Dämmstoffen. Sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht:
- Die Wärmeleitfähigkeit (Lambda-Wert, λ in W/(m*K)) ist das wichtigste Kriterium. Sie ist die Kennzahl für die Dämmwirkung. Dabei gilt: je kleiner der Wert, je besser ist die Dämmwirkung.
Die Wärmeleitstufe (WLS) ist eine verkürzte Darstellung des Bemessungswertes der Wärmeleitfähigkeit eines Dämmstoffs mittels der drei Nachkommastellen. Die Kennzeichnung der Dämmstoffe ist zwingend erforderlich!
Die Bandbreite der in Deutschland verfügbaren Dämmstoffe reicht von Vakuumdämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,007 W/(m*K), über Aerogel-Matten mit 0,014 W/(m*K), Hochleistungs-Dämmplatten Phenolharz, PIR und PUR mit 0,022 W/(m*K), bis hin zu den bekannten Dämmstoffen (Polystyrol, Mineralwolle, Holzweichfaserplatten) mit „normalen“ Lambda-Werten von 0,035 bis 0,045 W/(m*K).
- Das Verhalten gegenüber Wasser ist ein sehr entscheidendes Kriterium. Überall wo Dämmstoffe eingesetzt werden, ist ein Temperaturgefälle zu erwarten. Das ist verbunden mit einer Änderung der relativen Luftfeuchte, oft bis hin zur Tauwasserbildung innerhalb einer Konstruktion.
Dämmstoffe können hydrophob (wasserabstoßend) bis hydrophil (wasseranziehend) sein. Die Wasseraufnahme- und Speicherfähigkeit spielt genau so eine Rolle, wie der Diffusionswiderstand gegenüber Wasserdampf und die Kapillarität.
Zuletzt ist die Resistenz gegen Verrottung (Fäulnis) ein Auswahlkriterium. Viele Dämmstoffe sind mit fäulnishemmenden Chemikalien behandelt.
- Ganz wichtig ist das Brandverhalten. Je nach Brandschutzanforderung an ein Bauteil können unbrennbare Brennstoffe (Brandschutzklasse A), bis leicht entflammbare (B3) eingebaut werden. Im Privatbereich genügen normalerweise Produkte mit der Widerstandsklasse B2. Im Gewerbebau, bei Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten, Hochhäusern und sonstigen Sonderbauten müssen Produkte mit der Brandschutzklasse A eingesetzt werden.
B3-Produkte sind im Baubereich nicht zulässig!
- Auch die chemischen Eigenschaften (z.B. PH-Wert) sind zu beachten, wenn es an gefährdeten Bauteilen (Wärmebrücken) um die Verhinderung von Schimmelbildung geht.
- Die Lieferform (Platten-, Matten-, Schütt-, Einblas- und Stopfdämmstoffe) bestimmt das Einbauverfahren. Hohlschichten lassen sich nur mit zugelassenen Einblasdämmstoffen erschließen. Kellerdecken, Außenwände, Rollladenkästen und Ähnliches müssen mit Plattendämmstoffen gedämmt werden.
- Das spezifische Gewicht (leicht bis schwer) bestimmt z.B. die Wärmespeicherfähigkeit, was z.B. für den sommerlichen Wärmeschutz wichtig ist.
- Last but not least muss auch der Materialpreis beachtet werden.
Das Preisniveau der Dämmstoffe reicht von ca. 25 € (Zellulose) bis über 12.000 € pro m³ für Vakuumdämmung und andere High-Tech-Produkte.
Die richtige Dicke
Die EnEV schreibt Mindestanforderungen für die thermische Qualität der jeweiligen Hüllflächen-Bauteile vor.
Die Anforderungen der EnEV lassen sich je nach Einbausituation mit unterschiedlichen Dämmstoffen erfüllen. Um mit einem Dämmstoff mit hoher Wärmeleitstufe (z.B. WLS 045) die gleiche Dämmwirkung erreichen zu können, wie mit einer niedrigen, sind größere Dämmdicken erforderlich. Wo viel Platz vorhanden ist, kann also mit einem relativ kostengünstigen Dämmstoff mit dickeren Schichten gearbeitet werden. Steht wenig Platz zur Verfügung, muss mit einem hochwertigen Dämmstoff (z.B. WLS 022) und dünneren Dicken gearbeitet werden.
Dämmstoff-Vergleich
Dämmstoffe mit unterschiedlichem Dämmwerten lassen sich wie folgt vergleichen:
s2 = s1 x λ2 / λ1 (Dicke 2 = Dicke1 x Dämmwert2 / Dämmwert1)
Die Grafik zeigt, dass bei einem sehr guten Dämmwert (Phenolharz-Dämmplatten) unter Berücksichtigung der Material- und Einbaukosten die optimalen Schichtdicken zwischen 60 und 100 mm liegen.
Für jede Einbausituation und für jeden Dämmstoff ergibt sich eine andere optimale Dämmstoffdicke.